Sicherheitstag 2022 Mörlialp

Es war noch stockdunkel, als sich etwa 20 X’traler auf dem frischverschneiten Lägereblueme-Parkplatz in Wettingen trafen. Rasch mussten noch die Fahrzeuge umdisponiert werden, da die Strasse zur Mörlialp nur mit Schneeketten befahrbar war. Nach einer entspannten Fahrt durch die Morgendämmerung trafen wir dann im Gasthof Grossteil in Giswil aufs gut gelaunte Leiterteam, das schon am Vortag angereist war. Angelina teilte uns das Tagesprogramm mit und nach dem obligaten Kaffee nahmen wir die letzte Strecke unter die Räder, direkt hinter dem Schneepflug her.

Auf der Mörlialp erwartete uns eine tief verschneite, unberührte Pulverschneelandschaft.Wir teilten uns in 4 Gruppen auf, die von je einem Leiter instruiert wurde. Die Schneeschuhtruppe war zuerst bei Angelina eingeteilt und bald wussten wir auch weshalb: Wir mussten erst mal drei grosse Lawinenfelder trampeln. Zum Lohn gabs warme Finger- und Zehenspitzen (bei -10 Grad nicht zu verachten).

Angelina gab uns einen Crashkurs in Handhabung des LVS und in Lawinenrettung, danach mussten wir die vergrabenen Sender lokalisieren und mit der Sonde treffen. Das war gar nicht so einfach: rennen, kreiseln, rufen, kreuzsuchen, Rucksack an, Schuhe aus, markieren, sondieren (beidhändig, aber nicht mit blossen Händen), Gerät oben, Gerät unten und möglichst nichts vergessen… Als die nächste Gruppe kam, stiegen wir auf einen kleinen Hügel. Dort übten wir den Gruppencheck und probierten im Gelände aus, wie weit unsere Geräte empfangen und senden konnten.

Jetzt begann die Sonne durchzudrücken und als wir am Mittag wieder beim Stall ankamen, wurden wir Zeugen eines wunderschönen Doppel-Halos. Nach der Mittagspause auf dem Bänkli ging es am Nachmittag weiter mit Theorie und Praxis: Geländeneigung bestimmen (funktioniert simpel mit 2 Skistöcken), Lawinenbulletin interpretieren, Gefahrenzonen erkennen, nützlichen Apps und Antworten auf unsere vielen Fragen. Wir sondierten einen vergrabenen Rucksack (er war neu, hat’s aber ohne Schaden überstanden) und gruben ihn mit dem Schneeförderband fachgerecht wieder aus.

Jetzt kam die grosse Abschlussübung, bei der wir das Gelernte anwenden sollten. Erst mal trampelten wir mit den Schneeschuhen einen grossen Lawinenkegel und ein Schneebrett, auf denen dann Stöcke und Skier drapiert und eine unbekannt Anzahl LVS-Geräte vergraben wurden. Jetzt waren wir auf uns selbst gestellt, und mir wurde doch etwas mulmig zu mute. Kaum bogen wir um die Ecke, rannte uns schon ein völlig aufgelöster Joseph entgegen, und wir erfuhren, dass er als einziger seiner Gruppe nicht verschüttet wurde. Nun, nicht alle unsere Verschütteten hätten gute Überlebenschancen gehabt… Wir machten Fehler, Fehlentscheide, bedachten Entscheidendes nicht (unter anderem, dass Joseph, der hektisch auf dem Lawinenfeld hin und herrannte, sein LVS auf «senden» hatte). Wie schnell die entscheidenden ersten 15 Minuten vorbei waren! Von der Nachbesprechung hat sich mir jeder einzelne Punkt eingeprägt, die gleichen Fehler möchte man nicht nochmals machen. Es wurde sehr deutlich, wie sehr es in einer solchen Situation auf jeden einzelnen ankommt und wie wichtig die Schulung ist- denn im schlimmsten Fall kann man niemanden mehr fragen.

Während sich die versierten Tourenfahrer mit Angelina an die Talabfahrt wagten, schaukelten wir mit den Autos wieder Richtung Giswil. Im Alpenrösli sassen wir dann zu letzten Mal beisammen, bevor es Richtung Autobahn zurück ins Unterland ging.

Ich kann den Sicherheitstag allen sehr empfehlen, er ist eigentlich unabdingbar. Ich werde nächstes Jahr wieder dabei sein. Gleichzeitig hatten wir viel Spass und einen wunderschönen Tag im Schnee. Ein grosses Dankeschön dem Leiterteam unter Thomi für diesen perfekt organisierten und durchgeführten Anlass.