Facts, frisch vom Bergführer Dominik
- 7m Neuschnee ergeben 1cm Eisschicht auf dem Gletscher
- Mächtigkeit der Eismassen im Bereich Concordia-Platz ca. 195m, bei der Moosfluh (unserem Startpunk) ca. 125m
- Vorschub der Gletschermassen gut 80 m pro Jahr
- Abschmelzen in knapp 2 Wochen: gut 1,2 m! (zwischen 29.07. und 09.08.2024, unserem Exkursionstag)
- Insider-Wissen: Gletscherflöhe nehmen Weisswein zum Fisch!
Vom Gletschär zum Gletscher
Fast ein Jahr nach der Gletschär-Bar der Badenfahrt kam es im August 2024 wieder zu einem X*TRA-Einsatz in puncto Gletscher: Dieses Mal wandernd, und zwar AUF dem Gletscher. Natürlich nicht irgendeinem, sondern dem längsten im Alpenraum, dem Aletschgletscher.
Um es gleich vorwegzunehmen: die Wanderung im Aletschgebiet war in jeder Hinsicht super:
- super Orga (ein grosses Lob an Susanne!),
- super Gruppe,
- super Bergführer,
- super Hüttenwart,
- super Wetter
…und
- super Gletscher (noch)
Tag 1
Schon die Anreise war hervorragend durchgeplant: In atemberaubend Umsteigetakt: Baden, Bern, Brig, Mörel, Riederalp-Moosfluh standen 16 hoch-motivierte X*TRAs in nur 3 Stunden vor dem Bergführer Dominik, der uns in einem „zahmen“ Wallisertitsch auf den Aletschgletscher führte.
Eis am Stück mit Höhen und Tiefen
Die Wanderung über den Gletscher war faszinierend und spannend – wenn auch anstrengend und in der Seilschaft nochmals ein Erlebnis für sich. Wir lernten Höhen und Tiefen des Aletsch kennen. Darunter waren Gletschertische mit Schattenwurf, Sandkegel mit Zaubertrick, Gletschermühlen mit Steinwurf-Test und Eislöcher mit Gletscherflöhen.
Eine der «Höhen» des Aletsch hinterliess einen besonderen Eindruck: Es war das teils sehr schroffe Eisrelief. Was noch von der Moosfluh aus, in der Aufsicht auf den Gletscher, glatt und putzig aussah, erwies sich auf dem Eis wandernd als unüberwindbar. Dank Dominiks Kenntnissen als Bergführer liessen wir die ganz schroffen Passagen wohlweisslich links liegen. Zu den Gletscherspalten (mind the gap!): „Man muss schon wissen, wo durch“, so unser Bergführer Dominik, „sonst kann es brenzlig werden“. Auch, dass mit der Geschwindigkeit, mit der das Abschmelzen des Aletsch heute erfolgt, eine solche Wandertour wohl in wenigen Jahren nicht mehr möglich sein wird, so erklärte uns Dominik. Das hat uns nachdenklich gestimmt.
Wir wechselten den Aggregatzustand
Runter vom Eis ging es nach dem obligatorischen Gruppenfoto erst mal in einen der kleinen Seen: Baden! …. kalt baden!
Wir wechselten die Feuchtezone
Vom Nass im See wechselten wir zum Nass in der Kehle in der Gletscherstube beim Märjelensee auf 2400 m ü.M.
In der Gletscherstube liessen wir dann den Tag ausklingen, mit guter Stimmung, gutem Essen und einer Extra-Prise an bissigem Humor eines hervorragend organisierten Hüttenwarts. Viele Eindrücke des Tages gingen uns noch durch den Kopf, aber die bewegendsten Fragen waren dann doch:
- Passt das Auto durch den Tunnel?
- Wie kalt ist der See?
- Wie viele Läufer des „Swiss-Alp-100“ Marathons liegen morgens vor der Hütte?
und
- reicht der Aprikosen-Schnaps?
Tag 2 – Aufbruch
Stahlblauer Himmel, keine schlafenden Läufer vor der Hütte, dafür aber grasende Schafe und ein Hüttenwart, der uns nach einer wirklich sehr ruhigen und zivilisierten Nacht mit einem Augenzwinkern verabschiedet: „Neee, ihr müsst nicht gleich morgen wieder kommen!“
…Tun wir auch erst, wenn der Vorrat an Aprikosen-Schnaps wieder aufgefüllt ist 😉
Den Gletscher als Wanderbegleitung
Die Challenge der Wanderung an Tag 2 bestand vor allem aus dem Anfeuern der mehr als hundert Läuferinnen und Läufer des „Swiss Alps 100“ Marathons, die uns permanent entgegenkamen. Jeweils mit angeschriebenem Vornamen und in ihren Landessprachen wurden sie von uns bejubelt. Bei japanisch und chinesisch mussten wir allerdings klein beigeben. Zum Glück hatten wir keine 50, 100 oder 160 km vor uns, sondern nur „beschauliche“ 12 km (Gletscherstube, Moosfluh, Hohfluh, Aletschwald, Rieder-Furka). Aus dieser Perspektive ging uns ein anfeuerndes Hop-Hop ganz leicht über die Lippen😉.
Zum guten Schluss gab es noch eine wohlverdiente Stärkung in der Rieder-Furka und für die ganz hungrigen zusätzliche Wissenshäppchen in der Gletscherausstellung der Villa Cassel von Pro Natura. Dort stiessen wir auf Skurriles: Im 17 Jh. hat ein päpstliches Gelübde das Gletscherwachstum zu bannen versucht. Dieser „Gletscher-Bann“ wurde erst 2012 umgekehrt – wiederum mit päpstlichem Segen. Nun darf wieder für ein Wachsen des Gletschereises gebetet werden.
Das bleibt
Wir hatten eine hervorragend organisierte Wandertour mit tollen Erlebnissen, wir haben viel gelernt und viel gelacht, denn mit Humor, so zeigen uns Bergführer und Hüttenwart, scheint man das Schwinden des grossen Eis-Kolosses etwas leichter nehmen zu können.
Barbara & Peter
Alle (ganz, ganz viele!) Fotos der Tour findest du in diesem Album.