Schneeschuh Weekendtour Oberalp – Maighels

Warst du schon auf dem Piz Nurschalas?

Unser heutiges Ziel. Wobei, auf der Hinfahrt zum Oberalppass mit ÖV steht die Routenwahl noch nicht definitiv fest. Es gilt noch Lawinenstufe 3 – erheblich, trotz mehrerer Schönwettertage.

Tourenleiter Steffi genügt nach Ankunft um 9.50 ein kurzer Blick an den Berg für seinen Entscheid: Die geplante Tour ist machbar! Seine Freude darüber ist ansteckend. Zweifelsohne ist seine Wahl die interessantere Route zur Maighelshütte.

700 Höhenmeter, praktisch Diretissima – ein Klacks für trainierte X’traler. Erika, Monika, Sandra, Gertrud und Thomi heften sich mit Enthusiasmus an Steffi’s Fersen. Zügig geht’s der breiten Bergflanke des Pazolastock entgegen. Dani macht bereitwillig den Schluss, unwissend, was er sich heute damit einbrockt…

Im grosszügigen Zick Zack steigen wir auf. Auf halber Höhe legen wir eine kurze Pause ein und schauen zurück zum Oberalppass und an das gegenüberliegende Skigebiet. Für einen Moment beneide ich die Skifahrer um die griffigen Pistenverhältnisse bei Postkartenwetter. Ich fühle mich bereits nach diesen kurzen 350 Höhenmetern abgeschlagen. Vergangenen Montag ging’s mir nach 600 Höhenmetern prima. Aber das war im Unterland.

Ein kleiner Rücken am Ostgrat bietet einen schönen Weitblick ins Val Maighels und eine weitere Gelegenheit für eine kurze Verschnaufpause. In der Ferne sichten wir unser heutiges Etappenziel, die SAC Hütte. Sie liegt am Fusse des Piz Cavradi auf einer Anhöhe des Tals. Guter Platz…

Über eine etwas anspruchsvollere Querung in einem steilen Hang wechseln wir ca. 70 m unter dem Piz vom Ost- zum Südgrat. Über diesen ist der breite Gipfel des Pazolastock dann rasch erreicht – zumindest für die anderen. Ich aber komme mir vor wie ein Bergsteigertourist auf einem 8000er – ohne Sauerstoff-Maske. De Saft isch dusse…

Endlich oben! Es ist ein Platz für die Götter!
Sonnenstrahlen im Gesicht, knirschender Schnee unter den Schuhen, 360 Grad freie Sicht. Der Blick fliegt rundum, weithin. Verschneite Landschaft, Täler und Berge soweit das Auge reicht, bis zum Horizont, wo deren Silhouetten auf den hellblau leuchtenden Himmel treffen. Es bläst fast kein Wind. Von der Sonne gewärmt geniessen wir unseren Lunch.

Gestärkt marschieren wir ein wenig später Steffi hinterher. Dem Südgratrücken entlang hoch zum «Tumsli». Also eigentlich ist es eher eine Kletterei mit Schneeschuhen, die uns einige Beweglichkeit abverlangt. Doch bevor mir das Herz vor Angst in die Hose rutschen kann, gibt mir Steffi in ruhigen Worten eine klare Anweisung und streckt mir zur Überwindung des letzten kritischen Meters seinen Stock als Halt entgegen – geschafft. Steffi schmunzelt. Ja, diese Tour wartet wahrlich mit einigen Specials auf ! Was kommt als nächstes?

Genau, der Abstieg ! Der wahre Grund, weshalb ich die Strapazen auf mich nehme: Die Schneebeschaffenheit ist nicht mehr pulvrig, stiebend. Unter einer dünnen festeren, für die Schneeschuhe aber griffigen Schicht liegt griesiger, nachgiebiger Schnee. Und so geniesse ich in vollen Zügen jedes weiche Einsinken, gefolgt von leichtem den Schritt verlängernden Rutschen.

Das Val da Tuma empfängt uns als weisse von Spuren fast gänzlich unberührte Gegend. Der schräge Sonneneinfall zeichnet eine hügelige Landschaft in weichen, rundlichen grosszügigen Formen. Und wir Glücklichen haben diese ganze Pracht für uns allein.

Hier in diesem Talkessel entspringt die Quelle des Vorderrhein. Vom Lai da Tuma, einem Juwel unter den Schweizer Bergseen ist ausser einer weissen Ebene am Fusse des Piz Badus nichts zu sehen. Erinnerungen an die Quellwanderung werden wach. Wir verlassen das Tal durch ein Couloir und wenden uns nach rechts. Den letzten Abstieg über einen steilen Hang nehmen wir in Falllinie und im Eiltempo unter die Füsse. Der Talboden des Val da Maighels ist kaum erreicht, werden Berechnungen angestellt: reicht die Zeit für ein Bier auf der sonnenbeschienenen Veranda? Ich bin nudelfertig, Schritt für Schritt schleppe ich mich die verbleibenden 100 Höhenmeter dem Ziel entgegen. An dieser Stelle for the past, now and forever ein riesengrosses Dankeschön an alle super geduldigen Schluss-Licht-Guides !

Ich bin überrascht. Sie haben auf mich gewartet – dieser aufmerksame, unterstützende und doch zurückhaltende Umgang meiner Tour-Kollegen/innen beeindruckt mich immer wieder. Trotzdem reicht die Zeit, noch an der frischen Luft, mit der Sonne im Gesicht und dem Bier in der Hand anzustossen. Ein herrlicher Tag neigt sich dem Ende zu. Ein ausgesprochen feines Abendessen mit Noblem Weissen (Nadine Saxer) füllt unsere Batterien. Die abwechslungsreiche Tour an der frischen Luft fordert ihren Tribut und lässt uns alle zeitig in die Federn sinken. Was für ein perfekt organisierter Tag, Steffi. Vielen herzlichen Dank und gute Nacht.

Sonntag: Wir dürfen praktisch ausschlafen. Olympia gibt den Takt an, denn Odermatt’s Fahrt zu Gold darf nicht verpasst werden. So sind wir für einmal die letzte Gruppe, die das Haus verlässt. Das heisst, ich bleibe hier und verfolge den Aufstieg der X’traler auf den Hausberg aus dem Fenster. Es erwartet sie ein etwa einstündiger Aufstieg auf den Piz Cavradi (2612). Im Netz heisst es, man könne da oben den schönsten Sonnenaufgang in der Surselva erleben. Ich habe mich gut erholt, spüre keinen Muskelkater aber die Batterien sind trotzdem leer, deshalb spare ich meine Kräfte für den Rückweg zum Oberalppass.

Diesen nehmen wir zwei Stunden später in Angriff. Es ist wieder ein herrlicher Tag mit ein bisschen Wind an den ausgesetzten Stellen. Vorwiegend abwärts marschieren wir entlang des Hüttenweg talauswärts. Auf einer aussichtsreichen, ebenen Anhöhe beobachten wir während unserer Mittagsrast die Tourenskifahrer, wie sie sich den Weg ins Tal suchen. Nein, heute bei diesen Schneeverhältnissen beneide ich sie nicht. Da ist das Wandern gemütlicher, auch wenn es bald trotz Abkürzung entlang den Hängen am Fusse des Pazolastock ein letzter Anstieg zum Oberalppass zu bewältigen gilt. Ein Bisschen Geduld und Kommunikation und schon sonnen wir uns in den Liegestühlen. Ein letztes Prosit. Dann muss ich mich leider aus dieser wunderbaren Welt verabschieden.
Vielen herzlichen Dank an alle, die uns immer wieder solch tolle Erlebnisse ermöglichen!

FACTS

Anfahrt: Mit ÖV / Baden 6.38 / Zürich 7.05 / Andermatt 9.28 (Gipfelihalt) / Oberalppass 9.47

Route Tag 1: Oberalppass 2044 – Pazolastock 2739 – Lai da Tuma – Maighelshütte 2309m
Route Tag 2: Maighelshütte 2309 – Piz Cavradi 2612m – Maighelshütte – Oberalppass 2044

Teilnehmer: Steffi, Dani, Gertrud, Monika, Erika, Thomi, Sandra, Theres

Wetter: zeigt sich von seiner besten Seite / strahlend schön / kein Wind auf dem Pazolastock

Special: gratwandern mit Schneeschuhen

Herausragende Leistungen:
Dani: DER Retter der Technik, Wanderstöcke und Handy’s endlich sicher
Steffi: Kreativer Lift-Trick just in time
Petrus: kein Wind auf dem Pazolastock

Unterkunft: Empfehlenswert. Sauber, geräumig, strukturiert, organisiert, leckeres Essen, nobler Weisser (Nadine Saxer), aufgestelltes Hüttenteam.

Umgebung: Einfach herrlich, wunderschönes Val da Tuma und Val Maighels, Top Aus-, Weit- und Einsichten.

Schlusswort
Vielen Dank Steffi für deinen Einsatz, für die umsichtige und entspannte Tourenführung. Auch ein herzliches Dankeschön an die gesamte Gruppe für den geistigen Antrieb 😊

Alle Fotos zur Tour findest du in diesem Album.