Jura Wintertrecking 2. Teil

Donnerstag

Endlich ist es soweit, der 2. Teil der Jura Schneeschuh Trecking, organisiert von Sepp findet statt, nachdem im letzten Jahr Corona bedingt abgesagt werden musste. Umso mehr  freue ich mich wieder dabei zu sein, zusammen mit weiteren Teilnehmer/innen, Frauenpower in der Überzahl, in lustiger Gesellschaft.

Ab Baden geht’s mit der ÖV nach Noiraigue, im Val de Travers. Nach 2 ¼ Stunden Zugfahrt, treffen wir bereits um 9 Uhr dort ein und geniessen noch Kaffee und Gipfeli, als Stärkung. Am Bahnhof Noiraigue starten wir frohgemut, die Schneeschuhe noch auf dem Rucksack bepackt, Richtung Les Oeillons. Je höher wir kommen, desto mehr Schnee liegt auf dem Pfad. Jetzt heisst es Schneeschuhe anschnallen und die über 14 steilen Kehren in Angriff zu nehmen. Mehr als 800 Höhenmeter gilt es zu überwinden, bis wir endlich die Krete erreichen, wo die Felswände des Creux du Van senkrecht abfallen. Nach diesem schweisstreibenden Aufstieg, machen wir eine kurze Trinkpause. Entlang der Krete bis Le Soliat (1400 m ü. M.), treffen wir auf Steinböcke, die sich freundlicherweise für ein Foto posieren. Das Wetter ist fantastisch und die Weitsicht grandios, man kann die Alpen bestaunen, sowie den Neuenburger See. Über die Jura Hochebene geht es weiter bis zur nächsten Mittagsrast. Wiederum über Schneeflächen (teils Wiesenflecken) und schöne Waldinseln, erreichen wir das am Jurahöhenweg gelegene Alprestaurant Les Rochats. Mit einem feinen3 Gang Menu, dazu Wein aus der Region, ging der 1. Schöne Tag zu Ende und wir lassen uns in der Gruppenunterkunft, unter dem Duvet, in den Schlaf kuscheln.

Nives

Freitag

Gut ausgeschlafen und bestens mit einem feinen Frühstück versorgt, verlassen wir um 09.30h unsere Unterkunft Les Rochat (1162 m) und starten mit angeschnallten Schneeschuhen unsere 2. Route dieses Trekks in Richtung Le Chasseron. Vor uns liegt eine Distanz von ca. 13 km und 550 Hm.

Wir erfreuen uns am herrlichen Wetter bei angenehmen Temperaturen und erstaunlich guten Schneeverhältnissen. Durch lichte Wälder und ausgedehnte Felder stapfen wir auf dem eher unbekannteren Abschnitt des Jura-Höhenwegs ohne grosse Steigungen unserem Ziel entgegen. Zu unseren Füssen erstreckt sich der Neuenburgersee und weiter südlich der Genfersee. Immer wieder erhaschen wir einen Blick auf das fantastische Alpenpanorama, mit über 250 km Hochgebirgsgipfel, das uns auch die nächsten zwei Tage noch ein treuer Begleiter sein wird. Zwischendurch gibt es natürlich öfters mal eine Trinkpause, diverse Fotosessions und auch ein gemütlicher Mittagsrast, bei schönstem Sonnenschein. Ab La Cruchaude heisst es nochmals aufsteigen und schon erreichen wir nach 3.5 Stunden Marschzeit den dritthöchsten Schweizer Jura Gipfel Le Chasseron auf 1607 m.

Wir geniessen ein wohlverdientes Bier und freuen uns auf das Nachtessen im Wintergarten des Hotel du Chasseron – ein Raclette à vaudoise mit vier verschiedenen Käsesorten – einfach „merveilleux“.

Erika

Samstag

Es wird zur Gewohnheit: morgenessen um 8.00. Der Blich zum Fenster: alles im grünen Bereich, will heissen es bleibt beim schönen Wetter.
Der Start in diesen Tag war locker, den es ging zuerst mal nur bergabwärts bis wir auf eine halb verwaiste Skipiste stiessen. Doch ab hier zeigte der Weg wieder steil bergwärts.

Nives mit ihrem Scharfsinn entdeckte hinter Tannen ein aufsteigendes Räuchlein. Dies entpuppte sich als ein Bijou von einer «Besenbeiz». Nur mit Mühe konnten wir uns wieder losreissen. – Wir sahen vor unserem geistigen Auge schon den eingeheizten Pizzaofen und der anschliessende Bezug der Zimmer. Träumen darf man immer.

Über den kurzen, aber steilen Aufstieg zum Petit Roches gelangten wir am frühen Nachmittag zum Etappenziel St Croix.

Der heutige Tag war zweigeteilt, am Morgen Sport, am Nachmittag Kultur. Der Tourenleiter hat nicht mit durchgehend schönem Wetter gerechnet und so kamen wir zu einem Besuch der ehemaligen Spielzeugdosen Industrie.

Herr Hatt mit einem blauen «Übergwändli» ausgestattet (eins wie ich damals in der Stifti getragen habe) zeigte uns mit sichtlicher Begeisterung die verschiedenen Arbeitsschritte, die benötigt werden, um zu einer gut klingenden Spieldose kommt.
Die Tatsache, dass die einzelnen Arbeitsplätze und Maschinen voll funktionsfähig sind, gibt dieser Ausstellung eine besondere Note und macht sie lebendig. Im Hotel France von St Croix fühlen sich einige von uns schon wie zu Hause. Dieses Hotel war nicht das erste Mal Etappenziel einer XTRA Tour. Wir liessen uns ein weiteres Mal von Rolf und seiner Crew verwöhnen von der wirklich zu empfehlenden Küche.
Traditionellerweise wird der Abschluss des Abends mit einem «Schlumi» vollzogen.
Diese Arbeit wird in dieser Gegend der Schweiz selbstverständlich von der grünen Fee bestritten.

James

Sonntag

Sonntagmorgen in Ste-Croix. Es nieselt leicht und der Himmel ist noch verhangen. Wir nehmen es gemütlich und geniessen das ausgiebige Frühstück im schönen Hotel de France. Um 9.30 h werden wir vom Taxidienst abgeholt. Drei freundliche Einheimische ersparen uns einige Kilometer Fussweg auf der Strasse und fahren uns an den Nordfuss des Hügelzugs Aiguilles de Baulmes. Im Weiler La Gittaz-Dessus schnallen wir die Schneeschuhe an und steigen von hier her auf einem guten Weg durch den Wald auf. Das Wetter klart auf und oben auf dem Kamm angekommen bietet sich eine wunderbare Aussicht Richtung Alpen.

Gemütlich wandern wir der Krete entlang. Immer wieder bleiben wir am Abgrund stehen und blicken ehrfürchtig die steil abfallenden Felswände hinunter oder schweifen von Felsnasen aus mit unseren Blicken in die Ferne. Sepp zeigt uns auch bereits die Pläne für die nächstjährige Fortsetzung seiner Tour. Le Suchet soll’s sein, dieser Hügelzug liegt südlich von unserem heutigen Kamm und wir können uns mental bereits darauf einstimmen. Doch erst mal geniessen wir unsere heutige Rundtour. Nach einer Mittagsrast folgen wir der Krete bis ans Ende der steilen Felswände. Von dort her geht’s durch Wald hinunter, über den Bach L’Arnon (mit Fotohalt auf der Brücke) und dann hoch Richtung Bahnhof von Ste-Croix. Vor der Abfahrt reicht es noch für einen Drink im nahen Restaurant (Merci der Spenderin Nelly!).

Langsam tuckeln wir mit der Bahn durch die Schlucht Richtung Yverdon. Wir bestaunen nun die eindrücklichen Felswände von unten und betrachten die Krete der Aiguilles de Baulmes aus der Froschperspektive. Ab Yverdon geht’s zügig Richtung Aargau.

Danke Sepp für diese wunderbare Viertages-Tour im Jura. Die Schneeschuhe haben wir wirklich gebraucht, das Kräfte zehrende Tiefschneestapfen ist uns aber erspart geblieben. Wir haben vieles gesehen: z.B. Steinböcke, Gämsen und Fuchs am Creux-du-Van und Chasseron, wir haben Landschaften und Aussichten genossen und wir haben die Geschichte und Mechanik der Spieldosenherstellung in Ste-Croix erfahren. Wir haben geschlemmt, getrunken, gelacht und gelernt, dass Absinth kein Kopfweh verursacht. Der Jura ist vielfältig und spannend und Du bringst uns auf Deinen Touren diese Region immer wieder von Neuem nahe.

Danke für Deine Engagement und freuen uns auf die Fortsetzung!

Barbara


Alle Fotos zur Tour findest du in diesem Album.