Eine erwartungsvolle Truppe von 15 Nasen (der Rest sollte unterwegs zu uns stossen) traf sich um 6.10 am Bahnhof Baden und schon bald fuhr unser Zug ein. Die vorbeifliegende Landschaft leuchtete im Morgenlicht und es war klar: das wird ein Prachtstag!
In Spiez verpassten wir den Anschluss, trotzdem reichte es in Mürren noch für einen Kaffee und die ersten Informationen. Es wird sich herausstellen, dass Pius und Steffi sorgfältig über die Region recherchiert hatten und uns immer wieder Besonderheiten und Wissenswertes erzählen konnten. Mit einer halben Stunde Verspätung starteten wir Richtung Rothornhütte.
Erst gemächlich über Wiesen doch schon bald liess ein erster steiler Zick-Zack-Weg die Gespräche vorübergehend verstummen. Wir wanderten den Hang entlang Richtung Talschluss, zu unserer linken Seite die drei Giganten Eiger Mönch und Jungfrau in ihrer ganzen Wucht und Schönheit. Wären da nicht überall Silberdisteln und verfärbte Heidelbeerbüsche gewesen, hätte man sich im Hochsommer gewähnt, so warm war es.
Nach der Mittagsrast bei der Rotstockhütte (der Hüttenwart musste mit einigen Bier- und Sirup Bestellungen besänftigt werden) trafen wir auf eine Gruppe Murmeltiere, die aufgeregt durcheinander rannten und laut pfiffen. Jetzt wurde es stiller: Nur das Rauschen des Baches, das Sirren der Dohlen und einige Gesprächsfetzen begleiteten das Geräusch unserer Schritte und das Klack-klack der Stöcke. Der Pfad wurde jetzt steiler und wir mühten uns einen Schieferschutthaufen hoch zur Sefinafurgga. Welch ein Ausblick!
Auf der anderen Seite ging es steil in Kiental runter, wir aber stiegen noch ein Stück weiter hoch und querten dann auf schmalen Pfaden weite Schotterfelder. Konzentration war gefragt, und wie eine lange Karawane verteilte sich unsere Gruppe, farbige Punkte im endlosen Grau. Irgendwann ging es scharf um die Ecke und unvermittelt öffnete sich eine grandiose Moränen- und Gletscherlandschaft vor uns. Und mittendrin, sehr klein, auf einer Felsnase die Gspaltenhornhütte.
Noch eine letzte Viertelstunde durch diese Mondlandschaft bergan, dann lockte ein erstes Bier auf der sonnigen Terrasse. Wenig später trafen Monika und Caspar ein, die nachmittags über die Griesalp aufgestiegen waren. Mit der einbrechenden Dunkelheit zog Nebel auf und wir waren alle froh, dass wir es uns in der komfortablen Hütte gut gehen lassen konnten.
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Gspaltenhornhütte
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Kiental
Am nächsten Morgen blickten wir auf ein weites Nebelmeer, das fast bis zur Hütte reichte. Daher liessen wir uns Zeit mit Frühstücken und stiegen gegen halb neun ab durch die eindrücklichen Moränenlandschaften. Ohne Vorwarnung blickten wir in einen tiefen, schmalen Canyon, über dem eine provisorische Brücke lag: der Ausfluss des Gamchigletschers. Wir verliessen das Gletschertal und hatten wenig später erstmals wieder Gras unter den Füssen.
Auf den hochgelegenen Weiden der Bundalp holte uns Damian ein, der in der Rotstockhütte hatte übernachten müssen. Jetzt war unsere Gruppe endlich komplett. Wir machten eine Rast und stärkten uns für das konditionell anspruchsvollste Stück der Tour: 800 Höhenmeter steil bergauf zum Hohtürli.
Immer mit fünf Meter Abstand stiegen wir durch die steinschlaggefährdeten Steilhänge. Weit oben sah man Treppenstufen, sie sahen unwirklich aus in dieser wilden Landschaft (und sie hatten es in sich…). Geschafft!
Eine einmalige Landschaft, diesmal im Banne der Giganten der Blüemlisalpgruppe, Morgenhorn, Wyssi Frau und Blüemlisalphorn, mit dem gleissenden Blüemlisaplgletscher und weitem Ausblick tat sich auf. Zeit für ein Gruppenfoto und einen grossen Schluck Tee.
Die Blüemlisalphütte thronte einen Katzensprung entfernt auf der Felskuppe. Wir waren wie geplant um 14 Uhr angekommen und so hatten wir einen langen, sonnigen Nachmittag für Rhabarberkuchen, Kaffee und Bier. Es wurde geplaudert, gedöst, gejasst, über weisse und wilde Frauen gefachsimpelt, über Routen und verschwundene Zugänge, und alle genossen die Zeit an diesem einmaligen Ort.
Während die Sonne unterging und wir auf Abendessen warteten, rannten einige von uns immer wieder raus, um die Landschaft im Abendlicht einzufangen. Später gingen die meisten schlafen, andere lümmelten noch lange in der Bergführerlounge herum und beobachteten die Nachtgespenster, die aufs Klo mussten.
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Aufstieg zum Hohtürli
Am nächsten Morgen machten wir uns an den Abstieg zum Öschinensee. Noch war der Himmel stahlblau, aber am späteren Nachmittag waren Niederschläge angesagt und Pius vermutete in den nächsten Tagen ziemlich viel Schnee, so dass all die Pfade, auf denen wir eben noch gelaufen waren, nicht mehr begehbar wären.
Einer mächtigen Moräne entlang stiegen wir ins Tal hinunter, begleitet von Blüemlisalp- Öschinen- und Fründenhorn mit ihren hängenden Gletschern. Es war eine urtümliche und raue Welt, und ab und zu war ein Donnern zu hören, wenn Eis oder Steine in Bewegung gerieten.
Bald wurde die Landschaft wieder lieblicher und am Oberbärgli verzehrten wir unseren letzten Proviant. Weitere Giganten des Berner Oberlandes standen vor uns, das Fründenhorn sowie das Doldenhorn. Kurz darauf der Öschinensee in der Tiefe. Diese Farbe! Man konnte sich dem Zauber nicht entziehen. Den See immer im Blick stiegen weiter ab und trafen pünktlich zur Mittagszeit im Gasthaus am See ein.
Unterdessen waren mehr und mehr Wolken aufgezogen, so dass niemand mehr baden mochte. Nach einer ausgedehnten Mittagspause nahmen wir die letzten 300 Höhenmeter unter die Füsse und kamen alle wohlbehalten in Kandersteg an. Noch ein Vermicelle und einen Eiskaffee und schon fuhr der Zug Richtung Bern. In Bern regnete es in Strömen und kurz dachte ich an das Regenzeug ganz unten im Rucksack. Welches Glück wir doch hatten!
Es waren drei unvergessliche Tage, von denen ich noch lange zehren werde… Allen ganz herzlichen Dank und insbesondere dir Pius für deine kompetente, umsichtige Führung und die tolle Organisation.
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Über dem Oeschinensee
Die Reise «Entlang der Giganten» geht nächstes Jahr weiter… von Kandersteg her in den «wilden Westen» in’s Wallis!!
Und hier noch das Album zur Tour – vielen Dank an die Fotografen!
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